Tierische Intelligenz - So clever nutzen Tiere Werkzeuge
Janina Schmid Haustiere Natur & Umwelt Wildtiere Zoo
Die Intelligenz von Tieren wird von vielen Menschen nach wie vor stark unterschätzt. Zwar weiss man, dass Menschenaffen Stöckchen, ja Werkzeuge, dazu nutzen, um an Nahrung in Baumritzen zu gelangen, doch gibt es auch noch andere Arten, die Dinge aus ihrer Umgebung zu ihrem Vorteil verwenden.
Wilde Tiere liefern anhand ihrer praktischen Denkweise so manchen Ansatz, der auch uns Menschen zugutekommt. Wir möchten hier einmal etwas näher darauf eingehen, da viele Vorgehensweisen der Tiere auf den ersten Blick nicht einmal so offensichtlich sind.
Hohe Intelligenz bei Menschenaffen und anderen Affenarten
Dass Menschenaffen eine höhere Intelligenz als manch andere Tiere besitzen, wurde nicht nur in diversen Tierparks belegt, sondern auch bei Exemplaren in Freiheit beobachtet. In Zoos ging das Verhalten der Tiere zum Teil so weit, dass eine gezielte Schulung ihr Denken und die daraus resultierenden Reaktionen noch verbessert werden konnten. Man stellte fest, dass sie sogar aus bestimmten Situationen lernen. Hier einige Beispiele:
- Schimpansen sind in der Lage dazu, Jagdwaffen herzustellen. Um an hoch hängende Bananen zu gelangen, bauten sie in Zoos Kistentürme, um eine bessere Erreichbarkeit zu gewährleisten. In einer Studie aus dem Jahr 1937 wurde sogar beobachtet, dass mehrere junge Schimpansen zusammenarbeiteten, um eine Kiste zu bewegen, in der Essen steckte.
- Gorillas verwenden Stöcke, um sich im Wasser abzustützen. Gleichzeitig nutzen sie diese, um die Tiefe des Wassers vor sich auszuloten.
- Bonobos sind in der Lage dazu, Stöckchen so lange zu bearbeiten, bis sie in die Öffnungen von Termitenhügel passen. Mit ihnen angeln sie nach ihrer Beute, um sie zu verzehren, nachdem sie den Stock wieder herausgezogen haben.
- Bei Orang-Utans wurde in einem Fallbeispiel ein Glas nur geringfügig mit Wasser gefüllt. Dazu kamen Nüsse, an welche die Tiere gelangen wollten, jedoch nicht dazu in der Lage waren. Zur Problemlösung nahmen sie mehrfach Wasser mit dem Mund auf, um es anschliessend in das Glas zu spucken. Die Nüsse gelangten somit immer weiter nach oben, bis die Affen diese mit ihren Fingern aus dem Glas fischen konnten.
Generell ist die Nutzung von Steinwerkzeugen bei den meisten Affenarten eine reguläre Praktik, um Nüsse zu knacken, oder Muscheln zu öffnen. Die Tiere wissen demnach sehr gut, wie sie sich helfen können.
Logisches Denken bei anderen Wildtieren – Ein Überblick
Dass nicht nur Affen darüber nachdenken, Werkzeuge zu verwenden, sieht man den folgenden Beispielen:
- Buntspecht: Er hat eine gute Methode gefunden, um Nüsse zu knacken. Hierzu klemmt er sie in Baumritzen, um zu verhindern, dass sie wegkullern. Die Baumritze bearbeitet der Vogel im Vorfeld so genau, dass die Nuss oder Sämerei genau hineinpasst, wie in einen Schraubstock, und er sie schliesslich mit seinem Schnabel öffnen kann.
- Seeotter: Ihre Leibspeise sind Muscheln. Deren Schale müssen sie jedoch zunächst zerstören, um an das innenliegende Fleisch zu gelangen. Hierzu schlagen sie die Muschelschalen auf Steine. Das Interessante: Das Ganze geschieht in Rückenlage auf dem Wasser, während der Stein auf ihrem Bauch liegt. Ausserdem nutzen Seeotter die Steine, die sie klugerweise in einer ihrer Felltaschen aufbewahren, um die Muscheln vom Grund des Sees zu lösen.
- Krähen und Rabenvögel: Dass sie eine erhöhte Intelligenz aufweisen, liess sich bereits in Studien belegen. Die schlauen schwarzen Vögel werfen bewusst Nüsse auf die Fahrbahn, damit ein Auto sie überrollt. So haben sie weniger Mühe, die Schale zu knacken. Daneben sind sie bekannt für ihre Nutzung von Stöckchen oder Drähten, wenn es darum geht, Futter aus einem Behälter zu angeln.
- Amerikanische Grünreiher: Dieser Vogel angelt mit Ködern, indem er Insekten ins Wasser wirft und darauf wartet, dass ein Fisch nach ihnen schnappt. Im selben Moment schlägt er schliesslich zu.
- Delfine: Sie besitzen eine Intelligenz, wie sie selten bei anderen Tierarten beobachtet wurde. Für die Nahrungssuche verwenden sie auf dem Meeresgrund Schwämme, die sie pflücken und sich über die Nase stülpen. Der damit verfolgte Zweck besteht darin, ihre empfindliche Schnauze zu schützen, während sie mit ihr den Meeresboden durchpflügen und dabei an Korallen- und Muschelbruchstücken vorbeischrammen. Ebenso ist es bekannt, dass sie bewusst Hilfe beim Menschen suchen, beispielsweise wenn sie sich in einem Fischernetz verfangen haben, sofern sie selbst nicht mehr weiter wissen.
All diese Fälle zeigen, dass Tiere sich sehr gut mit ihrer Umgebung arrangieren können und daraus einen Vorteil ziehen.
Nutzen Haustiere ebenfalls Werkzeuge?
Nun stellt sich die Frage, ob unsere Haustiere ebenso dazu in der Lage sind, unter gewissen Voraussetzungen Werkzeuge zu verwenden. Die Antwort wäre hierbei wohl: teilweise. So wurde es bereits beobachtet, dass bestimmte Papageienarten Stöckchen dazu nutzten, an für sie unerreichbare Dinge zu gelangen, während sie sich in einem Käfig befanden.
Da wir als Menschen jedoch die grösste Pflege und Versorgung für die Tiere übernehmen, haben es die meisten von ihnen nicht nötig, Problemlösungen zu entwickeln. In bestimmten Situationen wäre es aber durchaus denkbar, dass auch sie damit beginnen, ihre Intelligenz für bestimmte Zwecke einzusetzen.
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