Tradition der Elefantenhaltung seit 103 Jahren: Knies Kinderzoo ist auf Kurs
VON belmedia Redaktion News Zoo
Die international koordinierte Zucht Asiatischer Elefanten in Europa unterliegt einem strengen Reglement. Knies Kinderzoo ist auf Kurs.
Imposant: Ganze sieben Tonnen wog Thisiam bei der zuletzt durchgeführten Gewichtskontrolle Mitte Jahr. Das ist auch für ein männliches Tier seiner Art enorm. Der am 4. Mai 1998 in Paris-Vincennes geborene hochgewachsene Asiatische Elefant ist ein direkter Nachfahre von Siam, jenem Bullen, der einst im Circus Knie auftrat, wo er über einen längeren Zeitraum hinweg in zahlreichen spektakulären Dressurnummern mitwirkte und obendrein als Filmdarsteller Starruhm erlangte, später, in der Stadt an der Seine, die Zucht massgeblich und nachhaltig prägte.
Nicht weniger beeindruckend ist die schon seit 103 Jahren währende Tradition der Elefantenhaltung im Hause Knie. 1920 bereicherten initial immerhin zwei Asiatische Elefanten die damalige angegliederte Menagerie des jungen, im Vorjahr gegründeten Zirkusunternehmens. Heute leben auf der beispielhaften Anlage in Knies Kinderzoo neun Rüsseltiere; das älteste Individuum, die Elefantenkuh Ceylon, ist stolze 53 Jahre alt, der jüngste Elefant, Kamon, erblickte am 7. Mai 2022 in Rapperswil das Licht der Welt.
Erfreulicherweise sind Geburten von Asiatischen Elefanten auf unserem Kontinent inzwischen keine Seltenheit mehr. Das seit 1991 existierende Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) – es wird vom Zoo Rotterdam aus gelenkt – wacht aufmerksam über den in 71 zoologischen Einrichtungen betreuten Bestand. Der grundsätzlich erwünschte natürliche Zuwachs zwingt das verantwortliche EEP-Komitee jedoch zu restriktiven Massnahmen bezüglich des Reproduktionsgeschehens. Das heisst, dass für bestimmte fertile Asiatische Elefantenkühe momentan keine Zuchtempfehlung ausgesprochen werden kann aus folgendem Grund: Fünfzig Prozent – also exakt die Hälfte – der geborenen Kälber sind männlichen Geschlechts. Und für diese Jungtiere fehlen mittel- und langfristig nutzbare Unterbringungsmöglichkeiten, die den hohen Qualitätsanforderungen genügen. Eine solch entschlossene Handlung erscheint auf den ersten Blick als antagonistischer Widerspruch, wenn man bedenkt, dass der Asiatische Elefant laut der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) zu den „stark gefährdeten“ Arten (Endangered, EN) zählt. Doch der wohl unvermeidliche Schritt ist – zumindest vorderhand – als Management Tool zu verstehen. Der eingetretene Erfolg in Bezug auf die züchterischen Anstrengungen erfordert allerdings über kurz oder lang eine durchdachte, tiergartenbiologisch zufriedenstellende Lösung.
In Knies Kinderzoo soll nach einhelliger Meinung der Fachleute als Nächstes die zehnjährige Kalaya (eine Halbschwester von Kamon) zusammen mit ihrer ebenfalls in Rapperswil geborenen Mutter die angestrebte matriarchalische Verwandtschaftseinheit fortsetzen. Zur Erreichung des Vorhabens wird derzeit im Rahmen eines Selektionsprozesses nach einem Elefantenbullen Ausschau gehalten, der aufgrund seiner genetischen Ausstattung dafür geeignet ist. Die Institution unterstützt im Kanon festgelegter Ziele das der European Association of Zoos and Aquaria (EAZA) obliegende Populationsmanagement vorbildlich.
Die genaue Zahl der wild lebenden Asiatischen Elefanten in den verbliebenen – stark fragmentierten – Habitaten Süd- und Südostasiens kennt niemand. Nach seriösen Schätzungen sollen es keine 40’000 Tiere mehr sein, verteilt auf 13 Herkunftsländer. Verantwortlich für die überall schnell schrumpfenden Bestände sind in erster Linie der unaufhörlich fortschreitende Lebensraumverlust, effiziert durch ein ständig zunehmendes Bevölkerungswachstum, wie auch die weitverbreitete illegale Jagd und der damit einhergehende skrupellose Handel mit lebenden oder toten Tieren in erschreckendem Ausmass. Das Leitbild „Tiere erfahren. Biodiversität bewahren.“ ist für Knies Kinderzoo eine gesellschaftliche Verpflichtung, die dort auszumachenden unheilvollen Entwicklungen eindringlich ins Bewusstsein zu rücken.
Quelle: Gebrüder Knie, Schweizer National-Circus
Bildquelle: Gebrüder Knie, Schweizer National-Circus