Fohlenaufzucht (Teil 2): So wird das Fohlen erzogen
VON belmedia Redaktion Haustiere News
Ist ein Fohlen geboren, beginnt sofort seine Erziehung. Während die bei Wildpferden von der Mutterstute bzw. der Herde übernommen wird, sind bei Zuchtpferden natürlich auch Menschen massgeblich beteiligt.
Anders als bei menschlichen Babys beginnt die Selbstständigkeit bei Fohlen schon recht früh. Noch lange bevor sie auf der Fohlenweide galoppieren können, werden bei Fohlen schon die ersten lebensentscheidenden Meilensteine gesetzt.
Dies ist ein Bericht in 5 Teilen.
Fohlenaufzucht (Teil 1): So läuft eine Fohlen-Geburt ab
Fohlenaufzucht (Teil 2): So wird das Fohlen erzogen
Fohlenaufzucht (Teil 3): Was im ersten Lebensjahr zu beachten ist
Fohlenaufzucht (Teil 4): Das ist bei der Sozialisierung zu beachten
Fohlenaufzucht (Teil 5): Auswahl der Fohlenweide
Der erste wichtige Schritt für das Fohlen ist ein wortwörtlicher. Schon 15 Minuten nach der Geburt sollte es auf eigenen Beinen stehen, um nicht zu viel Kraft zu verlieren, und damit sich die Lungen entfalten können. Zur Stärkung benötigt das Jungpferd jetzt dringend Muttermilch. Insbesondere die Erstmilch, auch Biestmilch oder Kolostralmilch genannt, ist entscheidend. Sie enthält lebenswichtige Abwehrstoffe für das Immunsystem des Fohlens, die nur in den ersten 36 Lebensstunden über die Darmwand aufgenommen werden können.
Bleibt dies aus, besteht ein hohes Risiko für Infektionskrankheiten. Zudem sorgt die Kolostralmilch für den ersten Stuhlgang des Fohlens, auch Darmpech genannt. Das Fohlen säugt zu Beginn jede halbe Stunde und nimmt dabei pro Tag 10% seines eigenen Körpergewichts zu sich. Weil die Muttermilch so wichtig ist, sollte sofort eingeschritten werden, wenn das Fohlen länger als zwei Stunden nicht trinkt.
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Zeit für die Weide
Sobald wie möglich muss das Fohlen nach draussen auf die Weide. Dabei sollte ein in der Box Geborenes behutsam an die neue Umgebung gewöhnt werden. Vor allem sollte es die erste Zeit von anderen Pferden getrennt bleiben. Wichtig ist, dass das Fohlen schnell die Begrenzung der Weide in Form des Elektrozauns kennenlernt. Dazu wird die Stute direkt am Zaun entlanggeführt; das Fohlen folgt ihr und kommt dabei aufgrund seiner Neugier unweigerlich mit dem Zaun in Kontakt. Der Elektroschock ist dabei eine wichtige Lektion für das Fohlen, die Grenzen der Weide zu respektieren.
Erst wenn dies sichergestellt ist, kann und sollte das Fohlen mit anderen Pferden in Kontakt kommen. Dieser Sozialkontakt ist wichtig, damit das Fohlen nicht zum Einzelgänger und auch den Betreuern gegenüber nicht aufsässig wird.
Weitere Basics für junge Fohlen
Ferner wird schon in den ersten Wochen das Einsteigen in eine Transportbox geübt. Auch wenn keine Reisen geplant sind, ist dies wichtig, weil immer eine Fahrt in die Tierklinik nötig werden kann. Dazu wird meist die Stute zuerst in die Box geführt, um dem Fohlen zu zeigen, dass es keine Angst zu haben braucht. Falls sich die Stute weigert, wird das Fohlen zuerst hineingeführt – die Mutter folgt dann meist aus Angst vor Trennung.
Eine Trennung von der Mutter (das sogenannte Absetzen) sollte nicht zu früh erfolgen, frühestens nach drei Monaten. Nach spätestens einem Jahr sollte das Absetzen aber vollzogen sein, damit die Stute ihre Kräfte (die sie beim Säugen verliert) regenerieren kann.
Im Allgemeinen ist ein weiteres wichtiges Erziehungsziel, in das quasi alle anderen eingebettet sind, die Gewöhnung an den Menschen. Dazu nähern sich die Betreuer dem Fohlen zunächst behutsam, um es an ihre Gegenwart und Berührungen zu gewöhnen. Die nächsten Schritte sind das Anlegen eines Halfters und das Führen. Es schliessen sich Übungen wie „Hufe geben“ und striegeln lassen an.
Titelbild: OlesyaNickolaeva – shutterstock.com