Fohlenaufzucht (Teil 5): Darauf sollten Sie bei der Auswahl der Fohlenweide achten
VON belmedia Redaktion Haustiere News
Das Fohlen ist abgesetzt, also von der Mutter entwöhnt. Nun steht die Entscheidung an: selber grossziehen oder an eine Fohlenweide abgeben?
Viele Pferdebesitzer entscheiden sich zurecht für die Fohlenweide, auch Fohlenplatz genannt. Doch das Angebot in der Schweiz und im angrenzenden Ausland ist gross; man hat also die Qual der Wahl. Wir fassen zusammen, auf welche Kriterien es besonders ankommt.
Eines ist von vornherein klar: Die Fohlenweide will rechtzeitig ausgesucht werden. Rechtzeitig bedeutet hier: noch während die Stute schwanger ist. Denn mit ca. einem halben Jahr wird das Fohlen ja schon abgesetzt. Und seriöse Fohlenaufzüchter limitieren ihre Gruppengrössen, nehmen darüber hinaus keine Fohlen mehr auf.
Dies ist ein Bericht in 5 Teilen.
Fohlenaufzucht (Teil 1): So läuft eine Fohlen-Geburt ab
Fohlenaufzucht (Teil 2): So wird das Fohlen erzogen
Fohlenaufzucht (Teil 3): Was im ersten Lebensjahr zu beachten ist
Fohlenaufzucht (Teil 4): Das ist bei der Sozialisierung zu beachten
Fohlenaufzucht (Teil 5): Auswahl der Fohlenweide
Gruppenzusammenstellung
Nun gibt es nicht „das“ eine für eine gute Fohlenweide gibt. Sicher ist jedoch, dass an der Gruppenhaltung nichts vorbeiführt. Einzelgänger-Fohlen entwickeln sehr häufig ein „verschrobenes“, unsoziales Verhalten gegenüber anderen Pferden und Menschen. Damit das Fohlen ein gesundes Sozialverhalten entwickelt, benötigt es ausreichend Sozialkontakte. Damit stellt sich die Frage nach der optimalen Herdenkonstellation. Das hängt zuerst einmal vom Geschlecht des Fohlens ab. Ein Hengstfohlen kann auf einer reinen Hengstweide aufwachsen oder in einer gemischten Herde. Dort muss es jedoch voraussichtlich als Jährling kastriert werden. Zum anderen spielt das genaue Alter des Fohlens eine Rolle.
Auf manchen Fohlenweiden wachsen die jungen Pferde nach Jahrgang getrennt auf. Ein anderes Modell sieht gemischtaltrige Herdenhaltung vor. Dabei kann die Altersspanne stark variieren. Während auf vielen Fohlenplätzen Absetzer bis Dreieinhalbjährige zusammengefasst werden, gibt es auch Weiden, wo es bis zu betagten Pferden geht. Der Kontakt mit reifen Pferden ist sehr zu empfehlen. Von ihnen lernen die Fohlen viele wichtige Dinge, z.B. das Meiden von Giftpflanzen, das Einhalten der Einzäunung oder auch den Umgang mit Menschen.
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Örtliche Gegebenheiten
Gemäss der oben genannten Kriterien wird sich die Auswahl der in Frage kommenden Fohlenweiden bereits einengen. Anschliessend geht es um die örtlichen Gegebenheiten. Hierzu sollte man als Fohlenbesitzer eine Vorort-Besichtigung machen. Es gibt einige Kriterien, auf die man dabei besonders achten sollte. Jungpferde benötigend viel Bewegung, am besten auf unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten. Stall, Auslauf und Weide sollten für die vorhandene Anzahl Pferde genügend Fläche bieten. Als Faustregel gilt ein Hektar Auslauf pro Fohlen. Der Stall sollte so gebaut sein, dass die Verletzungsgefahr minimiert und auch für rangniedrigere Tiere ein stressfreies Leben mit genügend Fressmöglichkeiten möglich ist.
Futterqualität
Die Nahrungsgrundlage der Fohlen sind Heu und Gras. Davon sollte in jedem Fall stets genügend vorhanden sein. Bedenken Sie, dass für die verfügbare Grasmenge wiederum die Grösse des Areals entscheidend ist! Achten Sie auch darauf, dass tatsächlich Heu gefüttert wird und nicht Heulage oder Silage, die als minderwertig und Belastung für den Fohlenorganismus gelten.
Allerdings kann das Fohlen durch Heu und Gras allein seinen Nährstoffbedarf nicht decken. Bei einer Unterversorgung drohen Mangelkrankheiten oder aber mindestens die Nichtausnutzung des genetischen Potenzials (bei Sportpferden natürlich besonders problematisch). Ein grosses Plus für eine Fohlenweide ist deshalb, wenn sie mit Hafer, oder besser noch, mit Schwarzhafer zufüttert, um den Proteinbedarf wirklich zu stillen. Selbstverständlich sollte der Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln, die auch den Mineralien- und Spurenelementebedarf der Pferde abdecken, sein.
Genauso wie ein Unter- ist aber auch eine Überfütterung gefährlich. Als gute Faustregel für einen ca. 300 kg schweren Absetzer können 6 kg Heu/Gras plus ca. 2 kg Hafer gelten.
Gesundheitskontrolle und Erziehung
Wichtig für ein gesundes Aufwachsen des Fohlens ist auch die tägliche Kontrolle des Allgemeinzustands. Ebenso sollte für eine korrekte Hufbearbeitung, Entwurmung und Impfung gesorgt sein. Die Fohlenweide sollte hierzu klar strukturierte Pläne vorlegen können.
Gerade die regelmässigen Kontrollen bieten die Gelegenheit für die Fohlen, Routineabläufe zu lernen, was ein wichtiger Erziehungsaspekt ist.
Zu guter Letzt gilt auch der Gesamteindruck. Sehen Sie sich den Zustand der anderen Pferde an und seien Sie kritisch. Können Sie Ihr Fohlen nur auf Voranmeldung besuchen, ist die Begründung dafür nachvollziehbar? Holen Sie sich auch Erfahrungsberichte ein und vertrauen Sie auch auf Ihr Bauchgefühl – schliesslich wollen Sie Ihr Fohlen für die nächsten Jahre in guten Händen wissen.
Titelbild: pirita – shutterstock.com