Fohlenaufzucht (Teil 4): Das ist bei der Sozialisierung zu beachten
VON belmedia Redaktion Haustiere News
Auch wenn Mensch und Pferd recht verschieden sind – beim Grossziehen des Nachwuchses ähneln sie sich doch in vielerlei Hinsicht. Genau wie menschlichen Kindern muss auch Fohlen nach der Entwöhnung von der Mutterbrust das meiste beigebracht werden.
Da dieser Lernprozess grundsätzlich in einer Gruppe stattfinden sollte, kann man getrost von der „Sozialisierung“ der Fohlen sprechen. Einige Punkte sind hier für Züchter besonders wichtig.
Dies ist ein Bericht in 5 Teilen.
Fohlenaufzucht (Teil 1): So läuft eine Fohlen-Geburt ab
Fohlenaufzucht (Teil 2): So wird das Fohlen erzogen
Fohlenaufzucht (Teil 3): Was im ersten Lebensjahr zu beachten ist
Fohlenaufzucht (Teil 4): Das ist bei der Sozialisierung zu beachten
Fohlenaufzucht (Teil 5): Auswahl der Fohlenweide
Natürlich kann man ein von der eigenen Stute geworfenes Fohlen auch selbst grossziehen, die entsprechenden Bedingungen vorausgesetzt. Schliesslich ist es ein wunderbares, wenn auch zeitintensives Erlebnis, ein Fohlen zuhause beim Wachsen zu beobachten. Die meisten werden jedoch den Nachwuchs lieber einem guten Aufzüchter anvertrauen.
Der richtige Zeitpunkt, das Fohlen von der Mutter abzusetzen, ist in diesem Fall dann, wenn die Fohlengruppen zusammengestellt werden. Verantwortungsbewusste Aufzüchter machen das im Spätherbst und halten die Gruppen dann möglichst konstant. Nur ausnahmsweise werden Neuzugänge aufgenommen. So werden Raufereien um Rangordnungen vermieden und das damit verbundene erhöhte Verletzungsrisiko gemindert.
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Fohlen müssen in der Gruppe aufwachsen
Ob zuhause oder beim Aufzüchter: Kein Fohlen darf allein aufwachsen. Für eine unbeschwerte Jugend und ein gesundes Heranwachsen kommt nur die Gruppenhaltung in Frage. Dadurch lernen sie einerseits, sich „zurückzunehmen“ – ja, Einzelgänger-Fohlen können tatsächlich aufsässig gegenüber anderen Pferden und Menschen werden – andererseits lernen sie durch die Gemeinschaft mit anderen, besonders mit erfahreneren Pferden eine Menge. Zum Beispiel, das manche Pflanzen giftig sind (siehe unten). Aber auch gleichaltrige Spielkameraden sind für die Entwicklung eines Fohlens wichtig.
Fohlen brauchen genug Auslauf
Damit verbunden sollte stets ein möglichst 24-stündiger Weidegang sein. Sollte dies im Winter aufgrund der Bodenverhältnisse nicht möglich sein, muss ein grosser Laufstall mit weitläufigem Paddock zur Verfügung stehen. Einzelboxen sollten generell für Fohlen tabu sein.
Die Sommerweiden müssen gross genug sein für die darauf gehaltene Anzahl von Tieren. Richtwert ist ein halber Hektar pro Pferd. Bei Ganzjahresweiden geht man vom Doppelten, also einem Hektar pro Pferd, aus. Die Pferdekoppel dient schliesslich nicht nur der Nahrungsaufnahme, sondern vor allem auch der Bewegungsfreiheit. Zudem stellt eine ausreichende Grösse sicher, dass die Pferde ausgiebig grasen können, ohne dass die Grasnarbe dauerhaft geschädigt wird.
Zufütterung mit Heu
Sollte ersichtlich sein, dass die Pferde die Weide übermässig abgrasen, muss mit Heu zugefüttert werden. Bei Kurzverbiss der Grasnarbe nehmen die Jungtiere nämlich unangemessen viele Fructane auf. Ansonsten droht die Entwicklung von Untugenden wie Sand- oder übermässiges Kotfressen (Koprophagie), was gesundheitliche Probleme wie Sandkoliken nach sich ziehen kann. Ansonsten sind Baumstämme oder dicke Äste ungiftiger Arten ein schönes Spielzeug für die Jungpferde.
Achtung Giftpflanzen
Da Pferde so ziemlich alles fressen, was irgendwie nach Gras aussieht, muss dem Bodenbewuchs besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Nicht alle Gräser sind für die Pferde- bzw. Fohlenhaltung gut. Welche Gräser geeignet sind, erfahren Aufzüchter bei den örtlichen Landwirtschaftskammern- oder ämtern.
Des Weiteren sind potenziell giftige Pflanzen besonders sorgfältig zu entfernen, da Fohlen von deren Giftigkeit eben noch nichts wissen. Dabei muss nicht nur die Koppel überprüft werden, sondern auch der Bewuchs entlang des Zauns. Eventuell ist das Abstecken einer „Pufferzone“ zu benachbarten Gärten sinnvoll. Grundsätzlich sollte die Kommunikation mit Koppelanrainern gesucht werden, um für die Problematik giftiger Zierpflanzen wie z.B. Eiben zu sensibilisieren.
Titelbild: Osetrik – shutterstock.com